Castel Franc // Velleron - Provence

Rätselhafter Fund in unserem Briefkasten (Standardgröße) als wir am Samstagnachmittag vom Einkaufen nach Hause kommen: ein Päckchen, das die gesamte Tiefe des Kastens ausfüllt (ca. 10 cm), 20 cm breit und 17 cm hoch ist.

Der Briefkastenschlitz hat jedoch nur 5 cm Höhe...

Wir gehen zuerst zu unserem Nachbarn Jaques, dem „guten Geist des Hauses“ - der sich während unserer Abwesenheit stets auch um die Post kümmert. Das „Dankeschön“ nimmt er aber sehr erstaunt zur Kenntnis. Ein Päckchen in den Briefkasten gestellt? Er?? Nein, ganz bestimmt nicht! Dann hätte er es doch gleich in den Hausflur gebracht...

Großes Staunen also. Sein Sohn wird dazu gerufen: Ob er eine Ahnung habe, wer das Päckchen in den Kasten bugsiert hat? Möglicherweise seien  Monsieur und Mademe (also wir) ja etwas zerstreut und hätten den Briefkasten offen gelassen? Diese Frage bleibt, hoffentlich nicht ernst gemeint, unbeantwortet.

Aber: Die frühere Eigentümerin des Hauses sei doch häufig im Ausland gewesen. Vielleicht habe sie ja deshalb einen Zweitschlüssel des Briefkastens bei der Post deponiert, fällt Jaques noch zu dem Thema ein. Das erscheint uns nun etwas abwegig. Denn immerhin wechselt der Paketzusteller ja von Zeit zu Zeit. Und sich einen Schlüssel bei der Post abzuholen - das wäre sicherlich zuviel Aufwand.

Ob wir also wirklich schon  so vergesslich sind und den Briefkasten nach unserer letzten Leerung nicht wieder abgeschlossen haben? Und das zufällig an dem Tag der späteren Zustellung eines Päckchens? Eigentlich sollte das ja ausgeschlossen sein, aber das Grübeln, auch darüber, setzt sich fort...

Nein - unmöglich. Denn der Kasten war ja ganz ordentlich verschlossen, als wir das Päckchen darin vorfanden!

Tage später erzählen wir die Geschichte bei einem Abendessen mit Freunden in Le Barroux. Und da nimmt man unsere Verwunderung mit einigem Erstaunen zur Kenntnis. Das sei eigentlich recht normal - immerfhin habe der Paketzusteller der Post doch für die Standardbriefkästen einen Universalschlüssel dabei!

Als „ordentliche Deutsche“ melden wir Bedenken an. Dann habe der Briefbote ja freien Zugang zu der Post, die sich in den Kästen fremder Personen befinde?

DAS sei doch wirklich kein Problem, lautet die Antwort. Immerhin bringe der zuständige Postbote - oder ein Kollege - diese Post ja auch dorthin. Warum solle er dann auf die Idee kommen, sie wieder wegzunehmen. Dann könne er es doch gleich sein lassen mit der Auslieferung!!!

Recht haben sie, unsere französischen Freunde. Aus Deutschland war uns die Möglichkeit, dass ein Postbote oder Paketzusteller einfach fremde Briefkästen aufschließen könnte, zwar gänzlich unbekannt. Und wir hatten im ersten Moment wirklich so unsere Zweifel, ob das nicht zu „unsicher“ sei.

Aber sehr, sehr praktisach ist es schon:

Wie oft hat haben wir in Deutschland kein Päckchen, sondern nur einen Abholschein im Briefkasten (oder sogar lose im Treppenhaus) vorgefunden. Dann hieß es, sich erst mühsam zur Poststelle zu begeben, um dort meistens in einer langen Schlange anzustehen. Wie viel angenehmer ist es da, einfach in den Briefkasten zu greifen. Eine sehr angenehme Überraschung, diese anderen Sitten und Gebräuche!

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