Die idyllischen Ufer des Canal de Carpentras laden zu traumhaften Radtouren (und Wanderungen) ein. Versetzt in die Zeit, zu welcher der "Ruhm meines Vaters" von Marcel Pagnol spielt, fühlt sich, wer hier am Ufer flaniert.
Damals waren die Kanäle der Provence nicht öffentlich zugänglich. Ihre Ufer waren den Inspektoren vorbehalten - und dienten der Familie des kleinen Marcel noch als heimliche Abkürzung, um zu Fuß ein Ferienhäuschen in den Hügeln zu erreichen.
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Glücklicherweise hat sich dies geändert. Nun kann jedermann vom großen Freizeitwert des Canal de Carpentras profitieren.
Wie eine grüne Schlange windet er sich malerisch durch den Vaucluse. Seine alten Uferwege sind ideal für Radtouren und Wanderungen. Und das Beste: hier ist der Flaneur - selbst in der Saison - in herrlicher Natur fast alleine unterwegs...
Geschichte und Ursprung des Canal de Carpentras
Seit seiner Eröffnung 1857 ist der Kanal, mit über 60 Kilometern Länge, eine Lebensader der Provence. Einst machte er das Gebiet des Comtat Venaissin zur Kornkammer Frankreichs. Bis heute stellt der Canal de Carpentras ein unschätzbares Kultur- und Naturerbe dar.
Sein Ursprung liegt bei Mallemort, an der Südseite des Luberon. Von hier aus trägt er das Wasser der Durance in das Département Vaucluse. Durch ein System absenkbarer Eisenschieber entnehmen die Anlieger davon aus dem Kanal soviel, wie sie zur Versorgung ihrer Anbauflächen von Obst und Gemüse benötigen. Der verbleibende Rest ergießt sich, nach 70 Kilometern, bei Travaillan in die Aigue.
Zunächst passiert der Kanal nach Mallemort hübsche kleine Orte wie Robion und Lagnes. Auf diesem Teilstück bietet sich ein Abstecher in das malerische Gordes an; es liegt nur etwa 12 Kilometer entfernt.
Nahe dem Dorf Fontaine-de-Vaucluse überquert er auf einem Aquädukt die kristallklare Sorgue; hier bietet sich ein besonders imposanter Ausblick. Das Bauwerk ist ebenfalls mit dem Fahrrad zu benutzen. Man muss sich lediglich die Mühe machen, es über ein kleines Geländer zu heben, um den Weg auf der anderen Seite des Aquädukts fortzusetzen zu können.
Ganz in der Nähe befindet sich (in „Fontaine“- de -Vaucluse) die berühmte Quelle der Sorgue. Insbesondere im Frühjahr, wenn das Wasser oft sehr eindrucksvoll daraus sprudelt, lohnt sich ihr Besuch als Ergänzung der Tour.
Im weiteren Verlauf durchquert der Kanal die herrliche Ebene der alten Grafschaft "Comtat Venaissin". Er schlängelt sich unterhalb der Hügel von L’Isle-sur-la-Sorgue und Velleron vorbei nach Pernes-les-Fontaines. Dort wird leider ein kurzes Stück des Wasserlaufes unterirdisch geführt. Aber mit seiner Vielzahl von Brunnen ist der Ort selbst durchaus eine Visite wert.
Anschließend berührt der Kanal, hinter Carpentras, die Ausläufer des Mont Ventoux. Den Kelten galt er als heiliger Berg - vielen Radfahrern der Neuzeit ebenso. Als wuchtiger Klotz (und ewige Herausforderung für ambitionierte Pedalisten) beherrscht der Ventoux mit seinem stets weißen Gipfel die Landschaft.
Vor diesem Panorama führt Sie der Kanal nun hinter Aubignan, unterhalb der Dentelles de Montmirail, in die Weinfelder von Beaumes-de-Venise und Vacqueyras. Dort lässt sich unsere Tour um die Dentelles de Montmirail anknüpfen. (So oder so empfiehlt sich, nicht nur für Weinliebhaber, ein Abstecher nach Gigondas. Es liegt malerisch auf einem Hügel, mehrere kleine Restaurants und Bistros bieten eine gute Möglichkeit zur Rast).
Abschließend passiert der Kanal die Ouvéze und führt Sie durch eine Ebene bis zur Aigue. Dort endet die Tour entlang des Kanals.
Seine Ufer sind, zumindest auf einer Seite, durchgängig mit dem Rad zu befahren. Eine Steigung ist, auch entgegen seiner Flussrichtung, kaum wahrnehmbar. Also dürfte es selbst dem Ungeübten nicht schwer fallen, eine ausgedehnte Tour zu unternehmen. Autos begegnet man am Kanalufer überhaupt nicht; dafür ist der Weg entweder zu schmal oder die Benutzung mit Motorfahrzeugen untersagt.
Für Rennräder sind die Uferwege des Kanals zwar nicht geeignet (ohnehin ist man hier mit einem eher gemütlichen „Tempo“ unterwegs). Allzu hohe Ansprüche an die Qualität eines Fahrrades sind aber nicht zu stellen:
Wer über ein leichtes Tourenrad mit Profilreifen oder sogar ein Mountainbike verfügt, der wird bestens zurecht kommen. Und selbst der Besitzer eines einfachen „Hollandrades“ dürften den Canal de Carpentras ohne Probleme befahren können.
Zahlreiche kleine Steinbrücken ermöglichen einen Abstecher in das Hinterland. So lässt sich ein weites Gebiet des Vaucluse sehr einfach erkunden.
Wiesen, Lichtungen und Olivenhaine an beiden Ufern des Canal de Carpentras laden zu einen Picknick ein. Zwischen L’Isle-sur-la-Sorgue und Fontaine-de-Vaucluse führt sein Weg sogar mitten durch einen sehr schön angelegten Golfplatz. Radler und Golfer leben dabei in friedlicher Koexistenz.
Eine der schönsten Strecken des Kanals dürfte sicherlich zwischen Pernes-les-Fontaines und Lagnes liegen. Hier ist der Uferweg recht bereit und sehr einfach zu befahren. In Lagnes bietet sich die „Auberge de Lagnes“ zu einem guten Mittagessen an…
Idyllischer lässt sich diese Gegend des Vaucluse wohl kaum erkunden.
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Kommentare
Hallo,
danke für den Tipp! Das war wirklich eine schöne Wanderung am Kanal - und trotz Osterferien waren wir fast alleine unterwegs. Super!!
Gibt es bald noch mehr solche Empfehlungen bei euch? Wir warten darauf...
P.S.:
Der "Ruhm meines Vaters" ist bei amazon nur noch gebraucht zu haben. Vielleicht solltet ihr dazu eine andere Bezugaquelle angeben ;-)
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