Der Prozessionsspinner ist zwar ein eher unscheinbarer Nachtfalter. Im Frühjahr gehen aber seine Raupen auf Wanderschaft – dann wird es für Mensch und Tier gefährlich!
Eigentlich sehen die Raupen dieser weit verbreiteten Schmetterlingsart recht niedlich aus. Besonders ansehnlich wirkt der in Deutschland und Zentraleuropa anzutreffende Eichen-Prozessionsspinner vor seiner Verwandlung zum Falter:
Raupe des Eichen-Prozessionsspinners, Foto: Christian Fischer (via wikimedia commons), Lizenz: hier
Die possierlichen Tierchen sind jedoch alles andere als harmlos. Hinter der Schönheit verbirgt sich aber ein regelrechtes Biest!
Gefahren durch den Pinien-Prozessionsspinner in Südeuropa
Der Körper aller Prozessionsspinner ist nämlich mit Brennhaaren übersät, die ein sehr wirksames Nesselgift namens „Thaumetopoein“ enthalten. Während die längeren Haare der Nord- und Mitteleuropäischen Arten als eher harmlos gelten, ist in Südfrankreich vor allem der Pinien-Prozessionsspinner (Thaumetopoea pityocampa) anzutreffen. Und seine kürzeren Haare haben kleine Widerhaken, die sich sofort in der Haut festsetzen. Wer damit in Kontakt gerät, der weiß, was "brennen" heißt. Nicht nur durch direkte Berührung, sondern auch über den Wind können sich die Haare verbreiten. Es heißt, der "Processionnaire du pin", wie er hier genannt wird, sei bei Gefahr sogar in der Lage, seine Haare zur Verteidigung vom Körper abzuschießen. Unabhängig davon kann bereits eine kurze Berührung stärksten Juckreiz verursachen. Um die Kontakststelle entstehen häufig rote Quaddeln, (im Bild: am Oberkörper), diese Raupendermatitis macht eventuell einen Arztbesuch erforderlich. Falls die Brennhaare in Augen oder Atemwege gelangen, können sie noch weitere allergische Reaktionen hervorrufen. Derartige Krankheitsbilder - über Fieber und Asthmaafälle bis hin zum anaphylaktischen Schock - bedürfen einer sofortigen ärztlichen Behandlung!
Erscheinung und Entwicklung der Pinien-Prozessionsspinner
Als nachtaktive Fresser ernähren sich die „processionnaire du pin“ hauptsächlich von Kiefern oder Pinien. Die Plagegeister treten im Frühjahr häufig auf; vom Februar bis weit in den April kann man ihre merkwürdigen Prozessionen beoabachten.
Prozessionsraupen, Foto (Ausschnitt): pittigliani 2005 ,via "Flickr" / Lizenz: hier
An Köpfen und Hinterteilen verbunden schlängeln sie dann umher. Manchmal sind nur wenige Tiere zu kleineren Ketten vereint, häufig marschieren sie sogar in meterlangen Bändern über den Boden. Wahrscheinlich wollen die ca. 5 Zentimeter langen Raupen damit den Eindruck einer Schlange erwecken, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Davon gibt es (aufgrund der Brennhaare) allerdings nicht allzu viele.
Im Vorjahr ist der Prozessionsfalter von Mitte Juni bis Ende August unterwegs. Seine Weibchen legen Eier an Piniennadeln ab, im Januar schlüpfen die kleinen Larven.
Eier der Prozessionsspinner, (Louis-Michel Nageleisen, Dép. de la Santé des Forêts, France), CC BY3.0 US
Während die Larvengelege zunächst kaum zu sehen sind, tauchen Anfang Februar in den Zweigen der Pinien (oder Kiefern) größere Gebilde auf, die wie zerzauste Wattebäusche aussehen. Darin nisten sich die heranwachsenden Larven ein, um zunächst die direkte Umgebung ihrer Behausungen abzufressen.
Larven der Prozessionsspinner im Nest, Foto: Hans
Alsbald beginnt die Hochsaison der giftigen Krabbler. Die gefräßigen Zwerge legen schnell an Masse zu – entsprechend wachsen ihre Behausungen mit. Nach wenigen Wochen krabbeln darin die fertigen Raupen, um ihre Futtersuche außerhalb der Nester zu starten.
Im Inneren geht es dicht gedrängt zu, wie dieses Video zeigt:
Wenn Sie im Urlaub auf einer Wanderung ein solche Nistkugel sehen, lassen Sie die Finger davon. Wie bereits erwähnt, können sich die Brennhaare der Raupen durch den Wind übertragen (ohne Schutzkleidung wird es also unangenehm).
Nest mit Raupen der Prozessionsspinner, Foto: makamuki0
Falls Sie im Garten Ihres Ferienhauses eines der gefährlichen Nester entdecken, sollte es vernichtet werden. Das kann durch Verbrennen geschehen – ist aufgrund der allgemeinen Brandgefahr ab er nicht zu empfehlen. Die Kugeln fackeln ab wie Zunder, Löscheinsätze der Feuerwehr kommt Sie teuer zu stehen! Informieren Sie lieber den Vermieter oder fragen auf der nächsten Feuerwache um Rat...
Gefahren durch Raupen der Prozessionsspinner für Haustiere
Am wichtigsten ist, in der Nähe von Prozessionsraupen (oder deren Nestern) gut auf Ihre Haustiere aufzupassen und diese fernhalten. So erzählten holländische Freunde, ihr früherer Hund (ein Boxer) habe an einer Raupenprozession erst neugierig geschnuppert und infolge des Kontaktes dann einen Teil seiner Oberlippe verloren, sie sei ihm quasi „weggebrannt“. Am Boden schnüffelnde Hunde kommen leider schnell mit den fiesen Brennhaaren in Kontakt; sie können haften bleiben, selbst wenn die Prozession schon vorbei gezogen ist. Die leider sehr empfindlichen Schleimhäute der Nase, der Lefzen und der Zunge eines Hundes reagieren heftig auf das Nesselgift; damit ist wirklich nicht zu spaßen! Ebenso sind Fälle bekannt, in denen Hunde aus denselben Gründen ihre Zungenspitze verloren haben. Verhält sich „Waldi“ nach einen Kontakt mit den Krabbeltieren auffällig (er schnappt nach Luft, wirkt er apathisch oder zittert – und sind sogar die Zunge bzw. Lefzen geschwollen – muss so schnell wie möglich ein Tierarzt aufgesucht werden. Nichts anderes gilt für Katzen, die auf der Jagd eine Raupe angreifen oder verschlucken können. Dieser Artikel ist dem Kätzchen eines guten Freundes gewidmet. Sie hat vor wenigen Tagen erstmals Bekanntschaft mit einem „processionnaire du pin“ gemacht... Glücklicherweise geht es "Treschen" (alias "Tresor") jetzt wieder besser – jedoch bedurfte es zwei Tagen des Aufenthaltes in einer Tierklinik. Vorsicht ist also geboten...
Kommentare
Unsere Hündin hatte im Februar 2015 (knapp jährig) leider auf einem Spaziergang Richtung Les Baux Kontakt mit Prozessionsraupen. Wir kannten diese Viecher nicht. Sie begann stark zu speicheln und wir fuhren zum Tierarzt im Dorf. Zum Glück hatte dieser die Praxis offen und er konnte schnell helfen (Antibiotka und Kortison). Trotz schnellem Handeln hat unsere Hündin ein Teil der Zungenspitze verloren.
Hallo Veronika,
danke für die Mitteilung. Und nochmals, liebe Tierhalter: VORSICHT mit den kleinen Biestern - sie sind wirklich gefährlich!!!
Werde gleich sofort die beiden nester in der pinie vernichten/verbrennen. So schoen unsere Natur auch ist, Gefahren lauern eben auch dort.
Es ist erstaunlich wie schnell die Nester wachsen. Erst sieht man noch fast nichts, ein paar Tage später sind dann schon grosse weisse Cocoons gut sichtbar. Letztes Jahr haben Gärtner bei uns sage und schreibe 17 Nester aus dem Kiefer geholt. Jetzt sind schon wieder 2 sichtbar. Ich habe am Baum eine Bio-Falle angebracht. Diese besteht aus einer Art Kragen aus dem es nur einen Ausweg gibt, nämlich in einen sonst geschlossenen Sack mit Topferde der darunter hängt. Die Raupen meinen somit in guter Erde zur weiteren Entwicklung angekommen zu sein. Ich hoffe, damit unseren Wau und die der Nachbarn ausreichend geschützt zu haben. Anfang Sommer fange ich dann einen Schritt früher an und hänge eine Pheromon-Falle auf.
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