Verveineblätter zur Vorbereitung als Liqueur; Foto: castel-franc.comEtikett von "Alcool Neutre" 96 % schöne Verveine-Blätter baden im Alcool Neutre (96%; Foto: castel-franc.comin Alkohol (96%) gelöster Farbstoff aus Blättern der Verveine


Liqueur de Verveine wird in Frankreich gerne als Digestif genossen. Bei seiner Herstellung fühlt man sich an den Zaubertrank des Druiden Miraculix erinnert. Das Ergebnis ist spektakulär...


Benötigt werden allerdings keine Misteln, sondern die (möglichst frischen) Blätter einer Verveine-Pflanze. Unter Zugabe von Alkohol entsteht daraus eine magisch grün leuchtende Flüssigkeit.

Verveine (lat.: Verbena officinalis), eine traditionelle Heilpflanze, ist in Deutschland
  unter dem Namen Eisenkraut bekannt. Zur
  Likörherstellung wird eher die so genannte
  Zitronenverbene verwendet (welche hier im
  Bild zu sehen ist). In Südfrankreich wird daraus
  ein Digestif zubereitet, der die Verdauung
  fördert. Unser Nachbar Jacques ist sogar der
  Ansicht, dass es überhaupt keinen besseren
  Digestif gebe als einen "Verveine" - wenn der
  Liqueur denn selbst gemacht sei! Ein wahrer Zaubertrank also (der, je nach Art einer Herstellung, eine leuchtend grüne Farbe bekommt). Diesen „Zaubertrank“ selbst anzusetzen ist recht einfach...

Aber Achtung: Sein Alkoholgehalt über 40% gebietet Genuss „avec modération“!

Etwas näher einzugehen ist vorab auf die Zutaten:

Maßgeblich ist die Qualität der wichtigsten Rohstoffe,
also der Verveine-Blätter, des Alkohols – und des Wassers.

Am besten kaufen Sie zeitig im Frühjahr in einer Gärtnerei eine Pflanze oder zwei für den heimischen Garten (oder für einen Blumenkasten). Dann können gegen Ende Juli – jedenfalls vor der Blüte – die Blätter geerntet werden. Diese sollten noch ein möglichst kräftiges Grün haben; später im Jahr werden die Blätter blass.

Hinweis: 
Für unser Rezept auf dem Foto wurde kein "echtes" Eisenkraut verwendet (also "verbena officinalis), sondern die so genannte "Zitronenverbene".
Es handelt sich um eine Pflanze aus der Familie des Eisenkrauts, (ihr botanischer Name ist
aloysia citrodora). Sie wird hier in Südfrankreich stets als "Verveine" verkauft und offenbar häufig mit dem echten Eisenkraut verwechselt. Geeignet sind beide Varuanten:
"Verbena officinalis" hat ist die in Europa alt eingesessene Heilpflanze,
"aloysia citrodora" wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts aus Südamerika eingeführt. Sie ist im Geschmack eher etwas zitronig... 
=> Herzlichen Dank für diesen Hinweis an Arno Ashoff!

Weiter benötigen Sie einen guten (möglichst reinen) Alkohol: 
 Ideal ist ein Gehalt von 90% oder mehr,
 selbstverständlich ohne Zusatzstoffe. In Deutschland ist
 er unter dem Namen „Neutralalkohol“ oder „Weingeist“
 bekannt, aber nicht ganz einfach zu bekommen.
 Gehandelt wird dieser Alkohol meist mit der etwas
 merkwürdigen Bezeichnung „Primasprit“.

Gelegentlich kann Neutralalkohol zwar in der Apotheke erstanden werden, meist zu entsprechend üppigen Preisen. Billiger ist es, „Primasprit“ in die einschlägigen Suchmaschinen des Internets einzugeben. Mehr als 30 EUR sollte ein Liter nicht kosten; das reicht immerhin für 3 Flaschen Likör.

Eine hervorragende Bezugsquelle in Deutschland finden Sie hier!

Falls Sie in der Grenznähe zu Luxembourg wohnen – es lohnt sich, dort einzukaufen. Durch die Eingabe von „Alcool Neutre“ in die Suchmaschinen lassen sich dortige Anbieter ebenfalls finden...

Schließlich benötigen Sie gutes Wasser – weder mineralisiert noch kalkig. Am besten eignet sich einfaches Quellwasser; man bekommt es preiswert im Supermarkt. Unter Zugabe von Zucker kochen Sie daraus einen flüssigen Sirup, der zum Verdünnen und Süßen des Alkohols verwendet wird.

Ebenso gut können Sie einen fertigen Sirup (wie z.B. „Canadou“) verwenden. Dieser ist aber sehr süß, was nicht jedermanns Geschmack für den Liqueur entspricht...

Falls Sie aber keinen hochprozentigen Neutralalkohol bekommen:
Notfalls eignet sich auch Wodka oder ein ähnlich geschmacks-neutraler Grundstoff mit einem Alkoholhehalt ab 40%. Damit lassen sich aber das Blattgrün (und die anderen Wirkstoffe) der Verveine wesentlich schlechter herauslösen...

=> Dann bitte so vorgehen:
1. Die unten im Rezept angegebene Menge der Verveineblätter (bei Bedarf weitere Zutaten gemäß Rezept 2) mit einer Flasche Wodka (o.ä.) aufgießen. Das Gefäß mindestens 4 Wochen dunkel stehen lassen
(denn ein geringerer Alkoholgehalt löst die Inhaltsstoffe der Blätter nur wesentlich langsamer heraus).

2. Nur wenig Zuckersirup (ca. 100 ml) dazu geben - denn der Sirup setzt den Alkoholhehalt des Liqueurs noch wesentlich herab.
Alternativ können Sie auch 3-4 Eßlöffel eines möglichst geschmacks-neutralen flüssigen Honigs (z.B. Akazie) zum Süßen verwenden.

3. Auch hier den fertigen Liquer am besten einige Wochen "reifen" lassen, bevor er endgültig abgeschmeckt wird!

 

Nun zum Rezept des Liqueur de Verveine


Grundrezept (für Puristen)

Zutaten:

  • ½ Liter Neutralalkohol mit 90% Alkoholgehalt (siehe oben im Infofenster)
  • Ca. 50 frische Blätter der Verveine. Auf die genaue Menge kommt es nicht an - eine gute Handvoll sollte es jedoch sein; mehr schadet nicht. Wichtig: keine holzigen Teile der Pflanze verwenden!
  • Ein großes Glasgefäß (verschließbar) mit mindestens 1 ½ Liter Fassungsvermögen
  • Einige Tage Geduld – dann:
  • 250 – 400 Gramm möglichst hellen (Rohr)zucker; je nach persönlichem Geschmack und gewünschter Süße des Liqueurs und
  • ½ Liter gutes Wasser, nicht mineralisiert oder kalkig – siehe Infofenster!
  • Leere Flaschen (verschließbar; am besten mit Schraubverschluss).

=> Achten Sie darauf, keinen dunklen Zucker zu verwenden. Nur mit einer klaren
     und hellen Flüssigkeit als Süßmittel erhalten Sie die ungetrübte grüne Farbe des
     Liqueurs de Verveine.

=> Falls Sie den Sirup nicht selbst bereiten, sondern ein Fertigprodukt verwenden
     wollen: Vorsicht mit der dann relativ hohen Süße; siehe Infofenster!

Zubereitung:

  • Verveine-Blätter kurz unter fließendem Wasser abspülen und zwischen einem
     gefalteten Küchentuch vorsichtig trockentupfen.
     Die Blätter dann in das Glasgefäß geben und
     mit dem Alkohol so begießen, dass sie
     vollständig bedeckt sind.
     
  • Das Glas einige Tage (bis zu einer Woche) möglichst dunkel stellen
    => auf keinen Fall in die Sonne, sonst wird die Flüssigkeit bräunlich!!!
  • Gelegentlich etwas umschütteln. Sie werden sich wundern, wie der Alkohol den grünen Farbstoff aus den Blättern löst. Nach wenigen Tagen entsteht ein fast schon fluoreszierendes Elixier...










 So grün (oder fast) sollte die
 Lösung sein, bevor Sie die
 Zubereitung des Liqueurs
 fortsetzen...

  • Inzwischen können Sie den Zuckersirup ansetzen:

Dazu ½ Liter Wasser langsam mit dem Zucker aufkochen. Dann für etwa 10 Minuten (sanft) köcheln lassen. Es reicht, wenn die Mischung kleine Blasen wirft – größere Hitze würde den Sirup dunkeln lassen. Abkühlen lassen und im Kühlschrank aufbewahren. Diese Zuckerkösung hält sich dann ohne Probleme einen Monat...

  • Nach der notwendigen Zeit den Alkohol von den Blättern abgießen und filtern. Dazu können Sie ein sauberes Küchentuch aus Baumwolle verwenden (das allerdings die grüne Farbe annehmen wird). Oder Sie benutzen einen feinen Kaffeefilter, der in einen Trichter gesetzt wird.

​=> Hinweis: Jetzt bitte noch nicht von der Flüssigkeit probieren. Der hohe Alkohol-
                     gehalt hätte äußerst schädlichen Einfluss auf Ihre Schleimhäute!!!

  • Einen halben Liter von dem vorbereiteten Zuckersirup hinzugeben.

==> Nun können Sie gerne einmal daran nippen...

  • Unmittelbar nach dem Abguss des Alkohols wird Ihnen der Liqueur noch zu scharf im Geschmack vorkommen, dies liegt an den Inhaltsstoffen der Verveine. Seien Sie deshalb vorsichtig mit der weiteren Zugabe von Zucker.
  • Wie ein guter Wein muss der fertige Liqueur erst einmal reifen, bevor er wirklichen Genuss bereitet. Deshalb füllen Sie ihn jetzt in Flaschen ab, die Sie gut verschließen und für einige Wochen kühl und dunkel stellen. Dann kann er (entweder durch weitere Zugabe von Zuckersirup oder auch etwas Wasser) dem ganz persönlichen Geschmack weiter angepasst werden.

Berücksichtigen Sie aber, dass ein gewisser Alkoholgehalt durchaus erwünscht ist für diesen Digestif. Er "reift" mit der Zeit. Einige Franzosen lassen ihn vor seiner Verwendung für mindestens 6 Monate unangetastet ruhen!!!

 

Rezept 2 (für die Experimentierfreudigen)

  • Bei diesem Rezept ändert sich am Ansatz des Liqueurs im Grunde nichts. Wieder ca. 50 frische Blätter der Verveine mit ½ halben Liter Neutralalkohol aufgießen.

Allerdings werden nun weitere Zutaten mit in das Glas gegeben, und zwar:

  • die dünn abgeschälte Schale einer halben (unbehandelten!) Orange, ohne das weiße Fruchtfleisch mit zu verwenden  /Statt der Orangenschale können Sie auch eine halbe Zitrone nehmen. Allerdings beißt sich dieser Geschmack etwas  mit der leicht io dieselbe Richtung gehenden Verveine.../

=> Um die Schalen der Zitrusfrüchte für den Liqueur zu verwenden, die Orange
     bzw. Zitrone entweder mit einem Messer sehr dünn abschälen oder einen
     Zestenreisser benutzen. Diesen bekommen Sie im Haushaltsfachgeschäft;
     er kostet um die 5 EUR. Damit lassen sich sehr einfach schöne dünne Streifen
     von Zitrusfrüchten abziehen.

  • Eine halbe Vanilleschote, die Sie der Länge nach aufschneiden.

=> Nach dem Abguss sollten diese Zusätze mit den Blättern der Verveine im Filter
     verbleiben, sonst wäre es für die Haltbarkeit des Likörs nachteilig!

  • Die Zugabe von ½ Liter Zuckersirup ändert sich gegenüber Rezept 1 nicht.

Auch hier sollten Sie den Liqueur vor dem endgültigen Abschmecken erst ruhen lassen, damit sich die etwas scharf schmeckenden Inhaltsstoffe der Verveine abbauen können.

À votre santé!

Falls Sie Probleme haben mit der Beschaffung von "Primasprit" bzw. Weingeist. Oder fertigen Flüssigzucker suchen:

Die Brennerei Kessler im Schwarzwald stellt nicht nur edle Brände her...


Weitere Rezepte:


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Kommentare

Ich habe verschiedene Ansaetze gemacht.
Der 1.mit 70 % Akohol aus der Apotheke und 1/2 Vanillestange zum Abrunden.
Geschmack nachdem der Likör ca 2 Wochen geruht hat, sehr schoen rund und aromatisch.

2.. Mit weissem Rum angesetzt, die Verbene hat viel laenger gebraucht,das Aroma abzugeben. Trotzdem mit weniger Zuckerloesung ein sehr schoener nicht zu starkerLikör.

3. Nun ist es Ende August die Pflanze hier ist sehr schön gruen.
Ich bin z. Zt. in den USA. In einem ABC store bekomme ich 95% Alkohol - 190 Proof, (Everclear Grain Alkohol for consumption).
Nach 4 Tagen ist die Loesung schoen dunkelgruen, (die Blaetter sind absolut braeunlich ausgelaugt und "knusprig" Ich filtere durch einen Teefilter und fuelle die Rohrzuckerloesung in meine Flaschen. WOW - das ist ein starker Ansatz.
Werde diesen Ansatz schoen reifen lassen, er ist jetzt noch ein wenig raff, und dann in kleinen Flaschen zum Weihnachtsfest
verschenken! Grossartiges Rezept!

Bonjour Eva,
es freut mich sehr, dass dir unser Rezept zum Liqueur de Verveine (dein Ansatz 3.) so gut gefällt ;-)
95% Alkkohol "for consumption" ist perfekt. Wie dieser Alkohol den Farbstoff - und die Wirkstoffe - aus der Pflanze löst, ist doch wirklich erstaunlich, oder? Wenn du schreibst, dass die Blätter am Ende richtig "knusprig" sind, trifft das die Sache auf den Punkt...
Der Likör muss dann zwar wirklich noch mehrere Wochen ruhen, um geschmacklich zu reifen. Bis Weihnachten sollte er aber fertig sein!
Ein Tipp:
Weil die Blätter bei diesem Ansatz im Alkohol so "austrocknen", geraten relativ viele Schwebeteilchen aus den Pflanzen mit in die Flüssigkeit. Selbst feines Filtern hilft dann nicht allzu sehr - und nimmt viel Farbe mit aus dem Liqueur. In der Flasche sieht das später vielleicht nicht allzu schön aus (ist aber völlig normal und lässt sich für den eigenen Gebrauch vor dem Genuss aufschütteln).
In einer Flasche als Geschenk macht sich der Bodensatz aber vielleicht nicht so gut. Wenn du eine relativ schmale Flasche zum Ruhen lassen des Liqueurs verwendest und diese in den nächsten Wochen senkrecht hinstellst, sinken die Schwebeteilchen schön nach unten ab, den klaren Satz darüber kanst du dann vorsichtig mit einem dünnen Schlauch ansaugen und abfiltern!!! (Ungefähr so wie beim reinen Olivenöl (oder beim ungefilterten Wein).

Hallo Georges,
danke fuer die Antwort.
Der Likør reift ( Ich habe insgesamt 2 Flaschen a 750 ml). Ja, da ist ein wenig Bodensatz. Guter Tip mit dem Ansaugen - werde ich beherzigen. Habe heute probiert, schon sehr viel weicher, das wir dein guter Ansatz und sicherlich ein Rezept, das in meiner Sammlung verbleiben wird. Der Apotheker hier war so überrascht und meinte hier in den USA mache niemand etwas selbst - well he was wrong.
Ich bin jedenfalls begeistert und freue mich auf das Endergebnis und die Reaktionen
meiner Gäste, wenn sie dann ein kleine Flasche mit nach Hause nehmen können. ;-)

Hallo Eva,
schön, wenn der Apotheker sich irrt (was das "selfmade" angeht).
Du kannst ihm je ein Probierschlückchen vorbei bringen. Frag' ihn doch einmal, ob er den namen John Stith Pemberton kennt. Der hat nämlich auch etwas "selbst gemacht" – he called it "Coca Cola". Und hat die Rechte an seinem Rezept dann an einen Apotheker verkauft; die weitere Geschichte ist ja bekannt.
Falls es sich mit dem "Liqueur de Verveine" ähnlich entwickelt, nehme ich gerne einen kleinen Obulus entgegen... Tchin Tchin!

hallo georges
ich habe bereits alle zutaten zusammen, freue mich riesig aufs brauen des magischen trankes. warum allerdings muss man den verveine waschen? geht da nicht geschmack verloren? und wird im alkohol nicht sowieso alles abgetötet? und groben dreck kann man ja von hand...? lieber gruss

Hallo Nina,
mit "waschen" ist nur gemeint, die Stängel bzw. Blätter kurz mit kaltem Wasser abzubrausen - und dabei geht kein Geschmack verloren. Aber die Pflanzen wachsen ja schon einmal auf staubigen Äckern...
Und selbst wenn der Alkohol alles abtötet, würde dieser Staub dir später den "magischen Trank" eventuell etwas trüben. Das muss ja nicht sein ;-)

Hallo Georges, ich bekomme zu dieser Jahreszeit nur getrocknete Blätter, funktioniert das damit auch? Ich würde ungern einen Liter teuren Weingeist verschwenden ;)
Viele Grüße
Lars

Hallo Lars,
es wäre in der Tat schade um den Weingeist!
Wenn du getrocknete Verveine-Blätter ("Zitronen-Verbene", "verbena officinalis") nimmst, funktioniert es im Prinzip genau so gut. Allerdings wird die Farbe des Likörs möglicherweise nicht ganz so leuchtend grün, wie es bei frischen Pflanzen der Fall wäre. Und die trockenen Blätter hinterlassen einige Schwebeteilchen im Likör, man muss den Ansatz also gut filtern. (Wenn später noch etwas "ausfällt", ist das nur ein optisches Problem, tut der Qualität aber keinen Abbruch).
Eine schöne Alternative habe ich kürzlich ausprobiert, nämlich "Bergacello":
Es wird ähnlich zubereitet wie ein Limoncello (oder der Liqueur de Verveine), man verwendet aber die dünn abgehobelten Schalen der Bergamotte (die jetzt im Feinkosthandel oder gut sortierten Bioläden zu haben ist. Das Innere der Früchte lässt sich kaum verwenden, das Aroma ihrer Schalen ist aber sehr interessant ;-)
Mit einem Zestenreißer die äußere Schale von 5 Bergamotte-Früchten abhobeln (man kann sie auch mit einem scharfen Messer dünn abschälen, nicht das Weiße unter der oberen Schale) und diese "Zesten" für ca. fünf Tage im Weingeist baden. Die weitere Zubereitung dann entsprechend dem Rezept des Verveine-Likörs!
Das Ergebnis ist ein wunderbar zitronig schmeckender Likör (Digestif) mit einer schönen gelben Farbe. Wie Limoncello, aber viel interessanter im Geschmack - und der Jahreszeit angemessen. Auf jeden Fall einen Versuch wert!!!
Für den Ansatz vielleicht etwas weniger Zucker verwenden als beim "Verveine-Likör". Denn Bergamotte hat nicht die "Schärfe" der Berveine-Blätter. Man kann den fertigen Likör später ohne Probleme mit flüssigem Rohrzucker oder einer selbst angesetzten Zuckerlösung nachsüßen...

Eine Bemerkung zu den beiden erwähnten Pflanzen, die beide zu den Eisenkräutern zählen:
Verbena officinalis (echtes Eisenkraut) ist im Geschmack recht bitter und eher krautig, m.M. für die Likörherstellung wenig geeignet. Verwendung eher in der Phytomedizin.
In Südfrankreich wird Verveine i.d.R. synonym mit Zitronenverbene = Aloysia citrodora gebraucht und findet in vielen Hausrezepten für Teemischungen, Kochrezepten und im Liqueur de verveine Anwendung. In deutschen Gartencentern werden viele dekorative Eisenkrautarten angeboten, von denen man nur die Zitronenverbene verwenden sollte.
Siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Echtes_Eisenkraut#Verwendung

Hallo,

eine tolles Rezept, dass ich in den kommenden Tagen ausprobieren werde.
Seit einigen Jahren bin ich der Zitronenverbene verfallen und mein Exemplar gedeiht sehr gut.
Im letzten Abschnitt ist Flüssigzucker(Invertzuckersirup) erwähnt.
Wie sollte ich diesen dosieren bei 72,7%mas? Auf der Seite der Brennerei Keßler steht "Die Süßkraft von 1Liter Invertzucker entspricht genau 1kg Kristallzucker". Ich plane ich für das obrige Rezept eine Zuckermenge von 300g.
Dann nehme ich also 300ml Invertzuckersirup und 200ml Wasser. Ist das soweit richtig?

Krautige Grüße,
gingerBox

Für das Alkoholprozente des Likörs kommt es auf die Gesamtflüssigkeitsmenge an, die den in Neutralalkohol "ausgewaschenen" Blättern zugegeben wird. Hat dieser Ansatz 96% Alkohol und wird dieselbe Menge alkoholfreie Flüssigkeit hinzugegeben, dann ergibt sich für den Likör ein Alkoholgehalt von 48%.  
Wenn der Neutralalkohol etwas über 96% liegt (und du einen Liter davon verwendest), ergäbe sich in der Tat bei Zugabe von 0,5 Liter Wasser/Inventurzuckersirup ein Wert von ca. 72,7%... (Aber wer trinkt derart straken Likör)?
Ob die Süßkraft eines Liters Inventurzucker der eines kg Kristallzucker entspricht, weiß ich nicht - das wäre auszuprobieren. 300 g Zucker in 1,5 Liter Liqueur de Verveine scheint mir aber etwas wenig zu sein...

Guten Tag,

erstmal: Vielen Dank für das tolle Rezept! Ich habe den Likör Anfang August in beiden Varianten (nur Blätter und zusätzlich Zesten und Vanille) angesetzt und das Ergebnis gefällt mir jetzt (Anfang Dezember) wirklich gut. Allerdings hat der Likör vollkommen die ursprünglich toll leuchtend grüne Farbe verloren und sieht nun nur noch blass trüb-gelblich aus und in den Flaschen sind dunkle Schlieren zu sehen. Ist das normal? Kann man dem Grün eventuell mit Lebensmittelfarbe etwas auf die Sprünge helfen? Und falls ja: Gibt es da Empfehlungen? Ich fand bisher nur welche, die Tartrazin enthalten, was offensichtlich allergische Reaktionen hervorrufen kann.

Über eine schnelle Antwort würde ich mich freuen, ich würde den Likör gern zu Weihnachten verschenken! :-)

Mit freundlichem Groove, Michael Teuber

Hallo Michael,
was die grünen Schlieren betrifft:
Da habe sich offenbar die pflanzlichen Bestandteile (Chlorophylle) abgesetzt, das ist mir auch schon passiert. Man kann es einfach wieder "aufschütteln", es ist nur ein optischer "Mangel". Meiner Meinung nach passiert das (eher), wenn man beim Verdünnen das Wasser in die Alkohollösung gießt und nicht anders herum - also den Alkohol langsam in das Wasser. Ein bißchen wäre das wie beim Chemieunterricht: "Erst das Wasser, dann die Säure - sonst passiert das Ungeheure".
Anonsten kann es Farbveränderungen geben - und darauf hatte ich schon hingewiesen - durch Lichteinfluß. Der Likör sollte definitiv dunkel stehen!
So viel ich weiß, sind ALLE gekauften Verveine-Liköre durch Lebensmittelfarbe aufgehübscht. Ein so klares Grün, wie es manchmal zu sehen ist (ich will keine Marken nennen) dürfte natürlicherweise kaum hinzubekommen sein. Was die Inhaltsstoffe der Farben angeht, würde ich einmal im gut sortierten Bioladen fragen! Persönliche Empfehlungen kann ich nicht geben, denn Lebensmittelfarbe verwendet hier niemand...
 
 

Hallo Georges,

danke für Deine Rückmeldung! In meinem letzten Text hatte ich mich etwas unglücklich ausgedrückt. Die Berechnung sollte von einem halben Liter Neutralakohol ausgehen.
Meine Frage war eigentlich, ob die Flüssigkeitsmenge des Invertzuckersirup bei der Berechnung des Alkoholgehalts einfach als "Wasser betrachtet" und mit zu der Wassermenge addiert wird.
Bei einem Liter Neutralalkohol(96,4%) habe ich für meinen Ansatz nun 500ml Invertzuckersirup und 500ml Wasser verwendet.
Damit dürfte nach mein Likör nun einen Alkoholgehalt von 48,2% aufweisen.
Liege ich damit richtig?

Der Likör steht nun seit Ende Juli zur Reifung im Keller.
In den kommenden Tagen werde ich ihn noch ein wenig verdünnen (vermutlich auf 40%), abfüllen und zu Weihnachten verschenken.
Ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis! Beim Filtern roch es schon sehr vielversprechend.

Krautige Grüße
gingerBox

Hallo GingerBox,
wegen der Berechnung des Alkoholgehalts bei der verwendung von Flüssigzucker habe ich vor einigen Wochen selbst bei einem Brenner/ Winzer nachgefragt. Demnach ist es wirklich so, dass es zur Berechnung des Alkolwertes egal ist, ob reines Wasser oder Zuckersyrup (oder beides) zugegeben wird!
Ich mische den Syrup jetzt immer vorher mit Wasser auf die Gesamtmenge, die ich zur Verdünnung in den Alkohol geben will. Ein Beispiel:
Hierv in Frankreich kann man verschiedene Zuckerrohrsyrups kaufen. Bei meiner bevorzugten Marke steht auf der 0,7 Liter-Flasche, dass die Zuckermenge 590 Gramm entspricht. Das entspricht knapp 84 Gramm Zucker je 100 ml Syrup.
Wenn ich für einen Liter ferigen Likör 250 Gramm Zucker verwenden will, nehme ich also 300 ml Zuckersyrup (= 252 Gramm Zucker), gebe 200 ml Wasser dazu und habe so 500 ml alkoholfreie Flüssigkeit. Diese, gemischt mit einem halben Liter Neutralalkohol (zu 96%) ergibt dann einen Liter mit 48% Alkohol - so, wie du es auch berechnet hast.
Was die "Dichte" des Liqueurs angeht, passt diese Berechnung natürlich nicht. Da müsste man den Zucker anders berücksichtigen ;-)
Und, wie ich im vorigen Kommentar geschrieben hatte:
Nach meiner Erfahrung wird das Ergebnis besser, wenn man den Alkohol langsam in das Wasser einrührt und nicht anders herum (also den Neutralalkohol durch Wasserzugabe verdünnt). Jedenfalls hatte ich bei DIESER Vorgehensweise noch keine größeren Probleme mit Farbausfällungen bzw. sich mit der Zeit absetzenden Chlorophyllen!
 
 
 

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