Was haben der 02. Februar, eine süße Französin, alte Goldmünzen und das Wetter gemeinsam? Ganz einfach, es geht um „La Chandeleur“: Aberglaube, Tradition – und Genuss...
Unser guter Nachbar Jacques hatte schon einige Tage vor dem 02. Februar gewarnt: „À la Chandeleur, l’hiver se meurt ou prend vigueur". Am Chandeleur werde der Winter also sterben – oder an Kraft erst richtig zunehmen.
Außerdem sollten wir an diesem Tag Crêpes backen. Verschmitzt meinte er, dabei sei einer der süßen Teichfladen, direkt aus der Pfanne, oben auf einen Schrank zu werfen. Dort müsse die Crêpe liegen bleiben; es bringe Glück und Wohlstand für das ganze Jahr...
Ein alter provençalischer Aberglaube, hinter dem nichts steckt?
Die Tradition des "Chandeleur"
Eigentlich bedeutet "la chandeleur" das Fest der Kerze. Ursprünglich gab dieser Tag der Landbevölkerung das Datum vor, an welchem das neue Bauernjahr begann und die Arbeit wieder aufgenommen wurde. Und den Zeitpunkt, ab welchem endlich wieder bei Tageslicht, ohne Kerzen, zu Abend gegessen werden konnte (denn damals aß man zeitig). Das galt es zu feiern!
Traditionell wurden mit allen Familienangehörigen gemeinsam Crêpes gebacken. Diese Sitte resultiert aus dem Aberglauben, ansonsten – also ohne Backwerk – werde die Getreideernte des kommenden Bauernjahres schlecht ausfallen. Auch in der modernen Zeit möchte niemand riskieren, mit solch alten Sitten zu brechen...
Außerdem bestimmt der 02. Februar nach einer Bauernregel das Wetter für die weiteren Wochen des Winters.
Jacques (ein echter Wetterprophet) hatte 2011
am "Chandeleur" angekündigt, wenn es jetzt
Mistral gebe, werde der sich halten und große
Kälte mitbringen. So kam es tatsächlich: zwei
Wochen blies der Mistral, kalt und ausdauernd.
Eigentlich lag die Temperatur dabei nur knapp
unter Null, aber mit dem Wind war es sehr eisig.
So kalt, dass all die bereits im Ort erblühten
Mimosen erfroren (und sämtliche Sträucher
später beseitigt werden mussten).
Den Abluftstutzen unserer Gastherme zierte
über diese Tage ein riesiger Eiszapfen, die
Wasseruhr des Hauses bekam einen Riss
und wurde leck – selbst einige Abwasserrohre
im Ort froren zu. Pünktlich zum "Chandeleur"
hat der Winter also gezeigt, was er kann...
Ob die Bauernregel wirklich stimmt, ist eigentlich egal. Ändern lässt sich das Wetter ja ohnehin nicht. Aber "Chandeleur„ ist in Frankreich ein Feiertag – und den sollte man jedenfalls nutzen, einer süßen Französin zu huldigen, der "Suzette". Ihr zu Ehren werden in der Familie oder mit Freunden köstliche kleine Crêpes gebacken, um sie dann gemeinsam zu probieren.
Bei diesem vergnüglichen Zusammensein muss jeder Anwesende traditionell seine eigene Crêpe zubereiten. Ist sie auf der einen Seite fertig, kommt vor dem Wenden eine wichtige Besonderheit dazu. Denn nun wird die Pfanne in der einen Hand gehalten und in der anderen ein Geldstück!
Wenn möglich, nimmt man sogar ein echtes Goldstück; den „Louis d’Or“. Dieses Zahlungsmittel aus hochkarätigem Gold wurde bereits um 1640 von Ludwig XIII. eingeführt. Der Bourbonenkönig ließ goldene Münzen prägen, mit seinem Abbild darauf. So wusste jeder, wie der Herrscher aussah, und verband etwas Wertvolles damit. Deshalb ließen die nachfolgenden "Ludwigs" ihr Bildnis ebenfalls auf einem Goldstück verewigen.
Louis XIII Louis XIV Louis VX Louis XVI
So wurde der "Goldtaler", mit jeweils wechselnden Köpfen, noch bis in das Revo-
lutionsjahr 1793 geprägt. Als dann die Königsköpfe rollten, war es offiziell zwar mit diesem Zahlungsmittel vorbei. Offenbar haben sich aber viele französische Familien zumindest einen der „Louis“ verwahrt – was bei heutigen Preisen über 1.000,00 EUR ja keine schlechte Wertanlage ist...
Hält man die Münze nun in der einen Hand, folgt mit der anderen der eigentliche Clou der Crêpe-Zubereitung:
Diese wird aus der Pfanne so in die Luft geworfen, dass sie sich dreht. Rotiert die
Crêpe einmal um sich selbst und fällt dann korrekt in
die Pfanne zurück, soll es demjenigen, welcher das
Kunststück vollbracht hat, Wohlstand und Glück bis
zum Ende des Jahres bringen. Versuchen Sie es
doch einmal selbst, auch ohne "Louis d'Or".
(Notfalls mit der Methode unseres lieben Jacques; falls Ihnen eine Crêpe auf dem Schrank nicht zu exotisch erscheint). Schaden kann es ja nicht.
"Suzette", die süße Französin
Für das anschließende Fest benötigen Sie leckere Crêpes. Die berühmteste unter ihnen ist sicherlich "Suzette"; zu ihrer Namensgebung eine nette Anekdote:
Am Sylvesterabend 1896 soll sich der englische Kronprinz (später King Edward VII.) im Café de Paris in Monte Carlo aufgehalten haben. Dort sei ein Kochlehrling mit der Zubereitung von Pfannekuchen als Abschluss des Festmenüs beauftragt gewesen. Die vorgesehene Sauce habe im Topf versehentlich Feuer gefangen, worauf der tapfere Koch probiert habe, ob sie dennoch schmecke. Nach Zugabe von etwas Zucker und Orangenlikör sei sie ihm so vorzüglich geraten, dass sein Chef diese Sauce gleich als neue Creation bei Tisch serviert habe.
Der Prince of Wales sei begeistert gewesen – und das Gericht sollte den Namen "Crêpes Princesse" erhalten. Edward habe aber gleich bescheiden abgewinkt. Er regte vielmehr an, statt dessen seiner schönen Begleiterin diese Ehre zukommen zu lassen. Madame hieß "Suzette", unter diesem Namen ist uns die Crêpe aus dem Café de Paris bis heute erhalten geblieben.
Quelle: wikipedia.org (ein Klick auf den Link öffnet neues Fenster)
Damit Ihnen die Crêpes ebenso gut munden wie damals dem Prince of Wales, hier:
Das Castel-Franc-Rezept für "Crêpes Suzette"
Zutaten (für 4 Portionen):
Für den Teig:
6 EL Mehl
eine Prise Salz
250 ml Milch
1 EL Orangenlikör, wie „Cointreau“ oder „Grand Marnier“
1 Eigelb und ein ganzes Ei
1/2 Teelöffel Zucker
Für die Sauce:
3 EL Zucker
3 - 4 EL Butter (ungesalzen)
den Saft und die abgeriebene Schale einer unbehandelten Orange
etwas Zitronensaft
weitere 4 cl Orangenlikör (siehe oben)
Zubereitung
1. den Teig:
Mehl, 1/2 TL Zucker und Salz mischen, in eine Schüssel sieben, in die Mitte eine Mulde formen. Ein ganzes Ei in die Mulde geben, das andere Ei trennen.
Dessen Eiweiß beiseite stellen (in den Kühlschrank), das Eigelb ebenfalls zum Mehl geben.
Die Zutaten mit einem Holzlöffel vermengen, dabei langsam die leicht erwärmte Milch in kleinen Portionen einrühren (so dass es nicht klumpt).
Dann 1 EL Orangenlikör sorgfältig unterrühren.
Der Teig sollte nun dünnflüssig sein, aber nicht wirklich "flüssig"; sonst evtl. noch etwas zusätzliches Mehl daran geben. Den Teig dann etwa eine Stunde beiseite stellen und quellen lassen.
Nach der Quellzeit des Teiges das separate Eiweiß steif schlagen und vorsichtig unterheben.
Anschließend in einer Pfanne mit sehr glattem Boden (am besten beschichtet) etwas Butter zerlassen und verteilen. Nur soviel Teig hinzu geben und durch hin- und herschwenken in der Pfanne verteilen, dass die Crêpe hauchdünn wird. Von beiden Seiten goldbraun backen.
Wenn Sie den Brauch des "le Chandeleur" an dieser Stelle probieren wollen, vergessen Sie nicht die Münze in der einen Hand. Und viel Erfolg beim "Wendewurf" der Crêpes aus dem anderen Handgelenk!!!
Mit dem restlichen Teig ebenso verfahren - die Pfanne jeweils neu buttern.
Die einzelnen Crêpes (je nach Ihrem Geschick entweder vom Boden aufheben oder direkt aus der Pfanne) im Herd auf einer Platte warm stellen.
2. die Sauce:
Sie sollten noch ca. 1 EL Butter übrig haben. Diesen in einem Pfännchen sanft erhitzen - aber nicht bräunen lassen!
Nun 3 EL Zucker dazu geben und leicht karamelisieren lassen. Orangenschale und Orangensaft dazugeben, nur leicht aufkochen. Die Hälfte des Orangenlikörs in die heiße Sauce einrühren.
Die warm gestellten Crêpes nun je zweimal (auf ein Viertel) falten und auch in die Pfanne legen. Mit der Sauce beschöpfen, bis diese aufgesogen ist.
Den restlichen Orangenlikör leicht erwärmen, über das Gericht gießen und dann flambieren. Seien Sie dabei vorsichtig, um sich nicht zu verbrennen!
Guten Appetit - und viel Glück im laufenden Jahr...
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Kommentare
Es heißt LA chandeleur! sonst ist der Betrag gut!
@Anonymus:
MERCI für den Hinweis!
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