Mit dem "Campredon Centre d'Art" unterhält das Städtchen L'Isle-sur-la-Sorgue ein großartiges Museum. Dort gibt es derzeit eine Fotoausstellung, die zu besuchen einfach Spaß macht: "Une histoire de la photographie".
Bis zum 04. Oktober 2015 präsentiert das Campredon Kunstzentrum einen Teil der Sammlung Lola Garrido – und dies ist tatsächlich eine "Geschichte der Fotografie".
94 Werke aus dem Œuvre 64 verschiedener Künstler werden gezeigt; von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1990er Jahre.
Das Campredon Centre d'Art in L'Isle-sur-la-Sorgue
Seit unserem Umzug in die Provence haben wir keine Ausstellung des "Campredon" verpasst. Denn inmitten des pittoresken Ortes L'Isle-sur-la-Sorgue befindet sich ein wirklich sehr besonderes Museum...
Treppenaufgang im Campredon Centre d'Art, ©: Mairie de L'Isle-sur-la-Sorgue
Als "L' hotel donadéï de Campredon" wurde dieses wunderbare Gebäude 1746 für Charles-Joseph de Campredon, den Spross einer Grundbesitzerfamilie, erbaut. Später beherbergte das Herrenhaus mit dem Dichter und Widerstandskämpfer Rene Char einen großen Sohn von L'Isle-sur-la-Sorgue. Die Stadt hat es 1978 erworben und ein Jahr später als "Monument Historique" geschützt.
Seit 26 Jahren firmiert es nun als "Campredon Centre d'Art" und hat viel zu bieten!
Auf drei Etagen (mit 400 qm Fläche) werden - mit großem Engagement der Kustorin Anne Morin - jährlich 3 Ausstellungen organisiert. Sie sind großen Meistern der historischen und zeitgenössischen Kunst ebenso gewidmet wie eher (noch) regional bekannten Künstlern. Beeindruckend ist neben ihrer Qualität auch die Vielfalt der einzelnen Expositionen...
Die Collection Lola Garrido - mon monde en images
Die Werke der aktuellen Ausstellung stammen aus der Sammlung von Lola Garrido.
Die Spanierin hat ihr gesamtes berufliches Leben in den Dienst der Kunst gestellt:
1985 hatte sie Gelegenheit, das erste nationale Festival für Videokunst beim "Circulo de Bellas Artes" in Madrid zu organisieren und war anschließend in mehreren leitenden Funktionen für das regionale Kulturministerium tätig. So hat Lola Garrido nun bereits über 90 nationale und internationale Ausstellungen organisiert.
Ihre Auswahl zur "Histoire de la photographie" spannt den zeitlichen Bogen von Frühwerken (wie dieser Aufnahme Julia Margeret Camerons) über große amerikanische und europäischen Fotografen der 20er und 30er Jahre (André Kertész, Lotte Jacobi, Lee Miller, Alexander Rodchenko u.a.) bis zu berühmten Fotografen der Neuzeit (etwa Philip-Lorca diCorcia, Cindy Sherman, Nan Goldin). Thematisch sind Avantgardisten (z.B. Man Ray, René Magritte oder Raoul Hausmann) ebenso zu sehen wie Modefotografen (Lillian Bassmann, Horst P. Horst und Irving Penn). |
Zwischen den in L'Isle-sur-la-Sorgue gezeigten Bildern befinden sich echte Ikonen. Dieses Bild, von Robert Capa im spanischen Bürgerkrieg für das "LIFE"-Magazin geschossen, ist sicherlich eines der bekanntesten Fotodokumente überhaupt. Auf gleicher Ebene sind Henri Cartier-Bresson und Robert Mapplethorpe anzusiedeln, aus deren großem Werk ebenfalls Bilder gezeigt werden. Oder Bert Stern – aus der berühmten Serie "The last sitting", die letzte Fotos von Marylin Monroe umfasst.
Abbildungen von Frauen nehmen den größten Teil der Ausstellung in Anspruch:
Foto: Jörgen Kipp (mit freundlicher Genehmigung des Campredon Centre d'Art)
Einige dieser Bilder (wie etwa von Man Ray) wollen den Zuschauer mit ihrer Art der Darstellung provozieren. Andere Fotografen waren, als Paparazzi, schönen Frauen sehr gezielt auf der Spur...
"Marylin Monroe", von Mari Cole
...oder wollten ihnen ganz allgemein ein fotografisches Denkmal setzen.
"Women are beautyful", von Gary Winogrand (1960)
Wiederum andere Fotografen erzählen mit aussdrucksstarken Bildern ganze Geschichten. Wie diejenige der Florence Owens Thompson, als "Migrant Mother". Ihre Story veräffentlichte die Fotografin Dorothea Lange im März 1936 in den San Francisco News unter dem Titel "Ragged, Hungry, Broke, Harvest Workers Live in Squalor" zum Thema der Great Depression. Daraus stammt dieses Werk:
"Migrant Mother", von Dorothea Lange (1936)
Von Gegensätzen, die in solch unterschiedlichen Darstellungen zum Ausdruck kommen, lebt diese Ausstellung. Spannende Kontrapunkte setzen dabei farbige Fotos aus der neueren Zeit, wie dieses:
"Brian" von Philip-Lorca DiCorcia, (1988); ©Philip-Lorca DiCorcia; Courtesy Pace Wildenstein, N.Y.
Insgesamt bietet die Ausstellung somit eine Geschichte der Fotografie, die voller Überraschungen und Entdeckungen steckt. Durchaus anspruchsvoll, aber kein bißchen akademisch verspannt – ein wirklicher Genuss!
INFO:
"Une Histoire de la Photographie" Collection Lola Garrido
CAMPREDON Centre d'art
20, rue du Docteur Tallet84800 L'Isle-sur-la-Sorgue
Tel.: 0033 - (0)4 90 38 17 41
campredon [at] mairie-islesurlasorgue [dot] fr (campredon [at] mairie-islesurlasorgue [dot] fr)
www.islesurlasorgue.fr/campredon
facebook: Campredon centre d'art
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntags, von 10:00 bis 13:00 und von 14:30 bis 18:30
(Einlass bis 12:30 bzw. bis 18:00h)
Eintrittspreise:
Normaltarif 7€, reduziert: 6€ (für Studenten und Gruppen ab 10 Personen)
freier Eintritt für Kinder unter 14 Jahren, Körperbehinderte und alle "Islois"
Führungen durch die Ausstellung:
Samstags, 15:00h, am 26. September und 03. Oktober
Folgeausstellung: Georges Rousse
(vom 24.10.2015 - 20. Februar 2016)
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